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Plastik in indischen Straßenkühen

15.06.2022

Urlauber erfreuen sich im Allgemeinen über herumstreunende Kühe in Indiens Straßen, die wie lebende Verkehrsinseln mitten auf mehrspurigen Fahrbahnen stehen oder am Straßenrand wiederkäuend im Müll nach Essbarem wühlen.

Zunächst erweckt dieses Bild den Eindruck einer Gesellschaft, die in Harmonie mit ihren Tieren lebt. Auch bei uns ist bekannt: Die heilige Kuh, die Mutter Indiens, wird von allen verehrt. Die Milchviehhalter schicken ihre Tiere zur Futtersuche auf die Straße, da sie selbst zu wenig Grünfutter haben und es zu wenig oder gar keinen Platz gibt, um die Tiere zu Hause zu halten. Trotzdem melkt der Besitzer seine Kühe. Diese Kühe teilen sich die Straßen mit alten Kühen, die ausgesetzt wurden, da sie keine Milch mehr geben.

Leider hat diese Bild zweifellos seine traurige Schattenseite.

Seit rund fünfzehn Jahren gibt es in Indien vermehrt Plastik. Industrien und Produktionsstätten sind gewachsen. Während Plastik noch 2012 fünf bis sieben Prozent des städtischen Mülls ausmachte, sind es heute zwischen zehn und zwanzig Prozent. Da es in Indien aber kein Trennverfahren gibt, wie es in Deutschland üblich ist, werden somit alle Lebensmittelabfälle in Plastiktüten entsorgt. Diese landen entweder auf der Straße oder in den städtischen offenen Mülltonnen, die mit stinkenden Abfällen überquellen. Die Straßenkühe, die nach Essbarem suchen, fressen die Plastiktüten und die darin befindlichen Essensreste schließlich ganz auf. Mit fatalen Folgen.

Aufgrund des komplexen Verdauungssystems der Kühe werden diese Tüten nie ausgeschieden und sammeln sich mit der Zeit im Pansen an, dem ersten Magen der Kuh. Dort blähen sie sich auf und verheddern sich. Die Tüten werden hart wie Zement, sodass die Kühe unter unsäglichen Schmerzen leiden. Ohne rechtzeitige Hilfe sind sie einem langsamen und grausamen Tod geweiht. Bei chirurgischen Operationen wurden im Magen einer Kuh bis zu 70 kg Plastik gefunden.

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Die heilige Kuh, degradiert zum Abfallfresser

In Indien hat es viele Kampagnen gegen Plastik gegeben, aber gegen die katastrophalen Auswirkungen von Plastik auf die Kühe wurde nichts getan. Tier-Ethisch betrachtet, sollte sie sich natürlich ernähren und keinen in Plastiktüten verpackten Müll fressen müssen. Dies ist eine akute Form der Grausamkeit. Die Kühe, die uns ihre Milch und die u.a. daraus gewonnene Butter, Sahne, Yoghurt, Käse, geben (in Indien verwendet man in der ayurvedischen Medizin auch den Urin und Dung der indischen Kuh), wurden zu Abfallfressern degradiert.

Im Müll Museum Soldiner Kiez schaffen wir einen Platz, an dem wir über eine vegane und plastikfreie Lebensweise reden.

Was kannst Du tun?

Überleg mal, wieviel Verkaufsfläche in unseren Supermärkten mit Kuhprodukten gefüllt sind. Schicke ihnen von Herzen deine Dankbarkeit! AUCH IN DEUTSCHLAND GILT DAS. 

– Wenn du einkaufen gehst, nimm deine eigene Tasche mit! 
– Verwende Plastiktüten, die du bereits hast, mehrmals, bis sie aufgebraucht sind und recycelt werden. 
– Vermeide Plastikverpackungen im allgemeinen. 
– Informiere dich über die gesundheitlichen Vorteile einer veganen Lebensweise. 
– Organisiere Dich! 
-Informiere dich als Gruppe über die bestehenden Gemeindegesetze und Regierungsverordnungen bezüglich der Entsorgung von Plastik und Müll. 
Wenn ihr genügend Informationen, Fragen und Forderungen gesammelt habt, trefft euch mit Abgeordneten, zuständigen Beamten und Politikern und bildet eine Aktionsgruppe.

 

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Text und Fotos Monika Ratering