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Ohne Wasser kein Leben

10.01.2021

Die Erde wird auch „der blaue Planet“ genannt, weil sie zum größten Teil von Wasser bedeckt ist. Vom Weltraum aus scheint sie blau. Wasser, das ist eine Tatsache, ist die Voraussetzung dafür, dass Leben überhaupt existiert. Obwohl es so viel Wasser auf der Erde gibt, ist Wasser einer der wertvollsten und knappsten Ressourcen. Angenommen: Das ganze Wasser der Welt würde in einen 10 Liter Eimer gefüllt, so wäre nur eine ganz kleine Schüssel mit Eiswürfeln das Wasser aus den Polen und den Gletschern; drei Teelöffel das Grundwasser, also Wasser, das im Boden versickert ist, und nur ein Teelöffel würde das Wasser aus Bächen, Flüssen und Seen umfassen. Der Rest wäre Salzwasser. Obwohl die Erde also der blaue Planet ist, sind nur 0,01 % des Wassers für den Menschen wirklich nutzbar. Dieses sogenannte Süßwasser ist global sehr unterschiedlich verteilt. Es gibt Gebiete mit sehr hohem Wasseranteil und welche, die unter dauerhaften Dürren, also Trockenperioden, leiden. Dort regnet es sehr selten bis gar nicht. In den Gebieten wiederum, in denen es sehr viel Wasser gibt, leben die Menschen aber nicht sorgenfrei. Oft ist die Qualität des Wassers so schlecht, dass es eigentlich nicht genutzt werden kann.


Menschen, Mienenbau und Korruption verunreinigen die Flüsse

Wie kein anderes Land verkörpert Brasilien diesen Widerspruch: 12% des weltweiten Wassers kommt in diesem Land vor, und trotzdem leiden die Städte unter argen Versorgungsproblemen. Die meisten Brasilianer*innen wohnen im Südosten des Landes, in Großstädten wie São Paulo und Rio de Janeiro. Der Nordosten allerdings, wie Fortaleza und Recife, ist weit entfernt vom Fluss Amazonas gelegen. So kam es, dass 2016 rund 35 Millionen Menschen keinen Zugang zu Trinkwasser hatten.
Es wurde der Notstand für die Städte ausgerufen. Geändert hat sich nicht viel. Auch fünf Jahre später besitzen über 100 Millionen keine angemessene Sanitärversorgung. Toiletten gibt es nicht und Fäkalien werden in Gruben aufgefangen. Es gibt keine Kanalisation, also unterirdische Rohre, die das Abwasser in ein Werk leiten, wo es gereinigt und wiederaufgearbeitet wird. Grund dafür ist, dass die Regierung sich nicht um diese Gebiete Brasiliens kümmert, weil aus ihnen nur wenig Profit geschlagen werden kann. Korruption ist auch hier verantwortlich für den Klimawandel.
Auch Chile hat viele Verträge mit ausländischen Firmen gemacht, die in Minen, also in den Bergbau investieren. Doch diese Investitionen sind nur Augenwischerei: denn zum Beispiel der Abbau des Rohstoffs Lithium, den Europa für seine Energiewende benötigt, verbraucht jede Menge Grundwasser. Zwar wehren sich die Minengesellschaften gegen diesen Vorwurf. Doch Fakt ist: Zwischen 2000 und 2015 wurde dem Fluss Atacama viermal so viel Wasser entnommen wurde, wie auf natürliche Weise in das Gebiet gelangt. In der Atacama-Wüste etwa wird das Wasser für Menschen und Felder immer knapper. Zu oft liegt die Ursache der Wasserverschmutzung tatsächlich im menschlichen Handeln. Wasser, das in Fabriken verwendet wird, fließt einfach zurück in die Flüsse. Nicht nur in Brasilien und Südamerika. In Asien, wo laut Greenpeace vor allem die Textilindustrie Flüsse und Trinkwasser vergiftet, trägt besonders China zur Verschmutzung bei, weil es – um seine große Bevölkerung verlässlich mit Nahrungsmitteln zu versorgen – in der Landwirtschaft extrem aggressive Chemikalien und Düngemitteln einsetzt.

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Wasser ist ein Menschenrecht

Laut UNICEF ist „Wasser ist nicht nur elementarer Bestandteil des Lebens – es ist ein Menschenrecht“. Trotzdem hätten 2,2 Milliarden Menschen weltweit keinen regelmäßigen Zugang zu sauberem Wasser, vor allem in Afrika, Südamerika und Asien.

Ein Hauptanliegen der aktuellen politischen Debatte sollte die zukünftige Verfügbarkeit von Süßwasser sein. Der demografische Druck, also das Wachstum der Bevölkerung, die laufende Umweltzerstörung und eben die Auswirkungen des Klimawandels auf die räumliche und zeitliche Verteilung des Wassers, sind wesentliche Faktoren. Ebenso führt die Privatisierung des Wassers zu einem Riesenproblem. In vielen Teilen der Erde, wie etwa in Chile, ist die Wasserversorgung privatisiert und es muss also gezahlt werden, um an Wasser zu kommen. 1981 wurde das Wasser-Gesetz erlassen, der Código de Aguas, das dem Staat Chile ermöglicht, die Nutzungsrechte für Wasser auf unbegrenzte Dauer an Dritte zu vergeben. Das führt dazu, dass sich die Wasserrechte in den Händen weniger Großunternehmer aus dem Agrar-, Bergwerks- und Forstwirtschaftssektor liegen. Kleinbauern also haben nur beschränkten Zugang zum Wasser haben, um ihre Tiere und Pflanzen zu versorgen.

Kriege und Konflikte um Wasser

Wasser kennt keine Grenzen und es kann zu einer kooperativen Beziehung zwischen Ländern führen, die Ressourcen über Grenzen hinweg teilen. Das Nil-Einzugsgebiet wird von 11 Ländern geteilt, die in Bezug auf ihre Wasserspeicher gegenseitig voneinander abhängig sind. Aber Wasser kann auch die Ursache von Krisen sein. Die gewaltsamen Konflikte, die es in der afrikanischen Sahelzone zwischen Bauern und Viehzüchtern um Wasser und produktive Landressourcen gibt, oder die sozialen Unruhen und gewalttätigen Proteste im Südirak, die durch die Wasserproblematik ausgelöst wurden. In Maharashtra/ Indien haben Dürren die Stauseen der Stadt Chennai ausgetrocknet und so zu einer Landflucht der Bauern geführt. Im Jemen sind während des anhaltenden Konflikts im Land die städtische Wassersysteme immer angegriffen wurden. Und auch in Syrien sind Dürre und die korrupte Machenschaft um Wasser verantwortlich für die Entfachung des Bürgerkrieges.

Während wir im Soldiner Kiez auf die Panke renaturieren und unser Wasser in Discounter kaufen, oder gar aus dem Wasserhahn trinken, ist global gesehen Wasser ausschlaggebender Faktor für eine soziale Gerechtigkeit. Im Moment scheint uns Wasserknappheit noch nicht zu betreffen, doch gelten schon heute Deutschland, England und Wales, Italien, Malta, Belgien, Spanien, Bulgarien und Zypern laut der Europäischen Umweltagentur als wasserarm.

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ABOUT Maria Moreno

Maria ist Juristin mit Schwerpunkt Umweltrecht und Nachhaltigkeit. Sie hat in Argentinien und Spanien u. a. als Anwältin für Umweltschutz gearbeitet. Seit drei Jahren ist sie festes Mitglied des Teams Müll Museum Soldiner Kiez.