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Kaugummi – cool oder megaeklig?

07.09.2020

Es klebt am Schuh, war Zeichen von Freiheit und Trotz, wie das Buch von Kirsten Reinhard in unsrer Ausstellung demonstriert, und ist für manche sogar zum
Vorzeigeobjekt der Zahnpflege geworden: die Rede ist vom Kaugummi. Es ist und bleibt ein Geheimnis: aus was überhaupt besteht Kaugummi?

Das heraus zu finden, erweist sich er als sehr schwer. Kaugummihersteller, wie etwa Wrigleys schweigen dazu. Obwohl Zusatzstoffe war im Kaugummi auf der
Verpackung benannt werden müssen, gibt es hierzu keine Informationen. Die Kaumasse gilt nicht als Zusatzstoff, sondern als Lebensmittelzutat und ist somit nicht
gelistet. Das jeden falls behauptet ein SPIEGEL ONLINE Artikel. Ebenfalls wird hier Hans-Peter Hutter, Professor für Umweltmedizin an der Uni Wien zitiert. Er sagt:
„Das ist eine Geheimniskrämerei, die nicht nachvollziehbar ist… Heute besteht Kaumasse vor allem aus Kunststoffen – also letztlich aus Erdöl-Produkten. Man kann also davon ausgehen, dass man beim Kaugummikauen Kunststoff im Mund hat.“ Der Autor Frederik Jötten erklärt, warum ausgespuckte Kaugummis in der Umwelt kaum verrotten würden. „Ihre Zähigkeit ist für viele Städte zum Problem geworden.“

Berlins Bezirksbürgermeister Stefan von Dassel hat auf das Kaugummi-Problem mit Gum-Boards, die vor den Schulen aufgestellt werden sollen. Schüler*innen würden
demnach vor dem Betreten des Schulgeländes ihr Kaugummi nicht mehr auf den Boden spucken, sondern eben an diese Boards kleben. Eine Idee, die auch Studenten für die Deutsche Bahn aufgegriffen haben.

Tatsächlich kommt die Kaugummi-Wand aus Seattle. Dort existiert das mitunter ekligste Sehenswürdigkeit: eine Allee aus Kaugummis. Anfang der 1990er Jahre begannen wartende Gäste beim Eingang des Theaters ihre ausgekauten Kaugummis an die Wand zu kleben. Die Wand in der 1428 Post Alley misst eine Länge von 16½ Metern und 2½ Meter Höhe – und ist eine der meistbesuchten Touristenattraktionen in Seattle. Ein Beispiel des interaktiven öffentlichen Kunstprojekts. Eine andere hatte die Designerin Anna Bullus aus England. Sie sammelt alte Kaugummis in speziell dafür vorgesehenen Mülleimern und lässt sie zu Kaffeebechern, Linealen und Gummistiefeln recyceln.

Die Geschichte des Kaugummis ist uralt: Schon in der Jungsteinzeit kauten die Menschen Birkenharz. Die alten Griechen bissen auf dem Harz des Mastixbaumes herum, Chinesen auf Gingsengwurzeln. Die Mayas nutzten Chicle, den milchigen Saft des Breiapfelbaums. Als Ur-Vater des Kaugummis gilt der US-Amerikanber Thomas Adams. Er begann 1872 mit der industriellen Herstellung des ersten Kaugummis names „Adams New York No 1“. Er mischte Chicle mit Zucker. Heute bestehen Kaugummis nicht mehr aus natürlichen Zutaten, sondern werden eben aus Kunststoffen hergestellt, die auf Erdöl basieren. Außerdem kommen Geschmacks- und Farbstoffe, Weichmacher, Glyzerin zum Feuchthalten sowie Süßstoff oder Zucker hinzu. Allerdings haben bisherige Studien keine Gesundheitsrisiken durch Kaugummis nachgewiesen.

Unser Tip: gegen Mundgeruch hilft ein Apfel und die Coolness, die ihr Euch über eine Runde Sport holt. Das tut dem Körper gut und stärkt euer Vertrauen in euch selber!

ABOUT LENA REICH

Lena ist Journalistin und Gründungsmitglied des Müll Museums. Sie schreibt, initiert und setzt sich leidenschaftlich für die Bildung von Kindern und Jugendlichen – nicht nur im Kiez – ein.