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Der Rohstoff Lithium ist gar nicht so klimaneutral

18.08.2020

E-Mobilität ist aus der Jetzt-Welt nicht wegzudenken. E-Bikes, E-Roller und E-
Autos. Letzteres sollen klimaverträglicher sein als normale Autos. Immerhin
stoßen sie kein CO2 aus. Statt an der Zapfsäule wird das Auto an der Steckdose
aufgeladen. Doch der Rohstoff Lithium, der gebraucht wird, um die Elektro-
Auto-Batterien herzustellen, ist alles andere als nachhaltig. Im direkten
Vergleich zeigt sich, dass Lithium in etwa so umweltschädlich ist wie Diesel
oder Benzin. Der Grund ist die Art und Weise, wie Lithium aktuell abgebaut
wird: Lithium wird vorwiegend aus Salzwasser gewonnen, unterirdisch – es
geht also untertage, vor allem in Südamerika. Dabei entstehen sehr viel Dreck:
Im Dreiländereck Bolivien, Chile und Argentinien, wo 70 Prozent der
weltweiten Lithium-Vorkommen lagern, wird der Abbau massiv
vorangetrieben, um die Wirtschaft der Länder kurzfristig anzukurbeln.

Wo und wie wird Lithium abgebaut?

Bolivien ist sehr arm – und setzte auf den neuen alten Rohstoff Lithium. In der
10.000 Quadratkilometer großen Salzwüste lauert das schnelle Geld. Dabei ist
die Produktion für die Umwelt und den Menschen eine Katastrophe. Bolivien
gehört zu den trockensten Gegenden der Erde Für die Herstellung von einer
Tonne Lithiumsalz werden zwei Millionen Liter Wasser benötigt. Das Material
wird per Sprengung aus einem ca 40 cm Tiefe freigestellt, abtransportiert und
weiterverarbeitet: Millionen Kubikmeter salz- und lithiumhaltige Lösung
werden in riesige Becken geleitet und mit Frischwasser angereichert. Durch die
intensive Sonneneinstrahlung verdunstet das Wasser. Die so gewonnene
Flüssigkeit hat einen Lithiumanteil von fünf Prozent.

Warum aber ist Lithium so beliebt?

Zunächst sind Lithiumbatterien nicht nur leichter, sie lassen sich auch beliebig
häufig aufladen. Bei den Nickel-Kadmium oder Nickel-Metall-Hybrid-Batterien
merkt sich die Batterie stets ihren letzten Füllstand – und verliert so ein paar
Prozent der Kapazität. Die Lithium-Ionen-Akkus befeuern die digitale
Wirtschaft. In einem Smartphone finden sich wenige Gramm der Substanz. In
einem Laptop sind es 200 Gramm. Und in einem Pkw mit Batterie sind es stolze
22 Kilogramm. Der Rohstoff ist begehrt und entsprechend teuer.
Seit 2015 hat sich der Preis für den uralten Rohstoff verdreifacht. Für eine
Tonne bezahlten Käufer im Juni 2015 noch 7.000 Euro. Bis Ende 2016 stieg der
Preis auf 18.000 Euro. Auch Sachsen möchte bei Lithium mitmischen, und
im Erzgebirge Bergbau wiederbeleben. Für Deutschland wäre es eine Chance,
selber über Lithium zu verfügen. Allerdings würden auch hier die Risiken für die
gesamte Umwelt enorm hoch.

Nicht nur dass Lithium ist feuergefährlich und hoch explosiv – es gibt reizende
oder giftige Dämpfe an, die Brand- und Explosionsgefahr entsteht bei Kontakt
mit brennbaren Substanzen und Wasser – wird ausgerechnet das Lithium aber
nicht recycelt. Es rentiert sich nicht. Die Batterien werden zu Sondermüll.
Der Verbraucher kann die Batterien also einfach zum Händler zurückbringen –
ode rzum Recyclinghof. Denn wenn Lithium-Batterien, und damit also Handys,
E-Bikes und Tablets einfach in den Hausmüll oder irgendwohin geschmissen
werden, kann das Folgen haben: beschädigte Lithium-Akkus entzünden und
lösen Feuer aus. Das deutsche Umweltbundesamt geht davon aus, dass
mittlerweile in fast jeder Anlage, die alte Elektrogeräte zerlegt, ein Brand oder
ein Fast-Brand pro Woche entsteht.

Der Klimawandel lässt sich mit Lithium-Batterien nicht aufhalten. Dem ist es
egal, wo die Emissionen entstehen, beim Abbau oder im Verbrauch. Wer also
das nächste Mal ein Gerät mit Akku kauft, sollte vorher zweimal überlegen, ob
er das wirklich benötigt. So wirklich klimafreundlich sind die Lithium-Akkus
nämlich nicht. Und die Umwelt wird noch sehr lange unter dem Abbau leiden.

ABOUT LENA REICH

Lena ist Journalistin und Gründungsmitglied des Müll Museums. Sie schreibt, initiert und setzt sich leidenschaftlich für die Bildung von Kindern und Jugendlichen – nicht nur im Kiez – ein.