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Handys und anderer Elektroschrott

14.12.2022

Das im Müll Museum Soldiner Kiez ausgestellte Kunstwerk „Digital Jesus“ von Oliver Breitenbraser und Ron Gerlach verweist nicht nur auf die selbsterschaffenen Götter, die inzwischen unser Miteinander dominieren, sondern auch auf Smartphones und andere Elektrogeräte, die ungenutzt in unseren Haushalten herumliegen. In Deutschland lagern rund 125 Millionen Smartphones in den Haushalten, das wären circa drei Tonnen Gold, 30 Tonnen Silber und über tausend Tonnen Kupfer in unseren Schubladen!!

Der weltweite Berg an Elektroschrott wächst den Vereinten Nationen zufolge jedes Jahr um mehr als 50 Millionen Tonnen an – im Jahr 2021 sollen es sogar 57 Millionen Tonnen gewesen sein. 
Der ganze Müll wiege demnach mehr als die Chinesische Mauer, das schwerste künstliche Bauwerk der Welt.
 
Nahezu 100 Prozent der bergbaulich genutzten Metalle und Minerale werden außerhalb Deutschlands gewonnen; viele in Ländern des Globalen Südens.
Nicht alle, aber die wichtigsten Rohstoffe fürs Smartphone, kommen aus Regenwaldländern: Dazu gehören Chile, Brasilien, Peru, DR Kongo, Indonesien. Um an die Rohstoffe zu kommen, werden großflächig Regenwälder und Natur zerstört. Die Menschen verlieren ihre Heimat. Maschinen graben riesige Krater. Chemikalien verseuchen Böden und Flüsse. Die Arbeit in den Minen kann lebensgefährlich sein: Stollen brechen ein, Menschen werden in Gruben begraben. Selbst Kinder müssen in tiefe Schächte kriechen. Dass Kobalt aus der DR Kongo zum Teil von Kindern gewonnen wird, wurde von Amnesty International aufgedeckt.
 
Wohin diese Edelmetalle von hier aus gehen, wissen wir nicht. Vielleicht landen sie in der Bordelektronik eines Wagens, vielleicht in einem Handy, das wir in einem Shop kaufen oder in der Steuerung einer Waschmaschine. Deutsche Hersteller wissen es häufig selbst nicht. Für sie zählt der Gewinn  – Rohstoffe müssen verfügbar und günstig sein. 
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Die Elektrokleingeräte und Handys in unseren Schubladen, Kisten und Kellern sind tatsächlich eine wertvolle Rohstoffquelle, die gerade in Krisenzeiten immer wichtiger wird. Wissenschaftler*innen  rufen deshalb jetzt zum Ausmisten auf, um die wertvollen Rohstoffe, die im Elektroschrott stecken, wieder nutzbar zu machen.
 
Schon gewusst?
Das Smartphone besteht aus mehr als 60 verschiedenen Stoffen aus aller Welt. Dazu gehören 30 Metalle, ohne die kein Mobiltelefon funktioniert.
 
Im Laufe seines Lebens verbraucht ein Smartphone gut 75 Kilo an Ressourcen, es wiegt selbst nur 80 Gramm. Experten sprechen vom „Ökologischen Rucksack“. 35,3 Kilo verschlingt der Rohstoff- Abbau; auch Verarbeitung, Transport, Nutzung und Entsorgung kosten viel Energie und Wasser. 
 
Unser Tipp:
Der Verein Abenteuer-Regenwald hat zu diesem Thema einen super Koffer zum Download für Schule und Unterricht zusammengestellt.
Nutze dein Mobiltelefon so lange wie möglich. Schließlich besitzt Du ein kostbares Gerät – egal, wie alt es ist.
Möchtest du ein neues Gerät haben, verschenke oder verkaufe das alte.
Wenn etwas daran kaputt ist, lasse es reparieren.
Nichts geht mehr? Lasse es recycelngib es dem Händler oder gebe es bei uns im Müllmuseum Soldiner Kiez während der Öffnungszeiten ab. 
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Text von Monika Ratering