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Ein Erfolg: Multikulturelles Impfteam in der Stepahnuskirche
Unsere Impfaktion Ende Januar war ein wirklicher Erfolg. Rund 150 Menschen aus dem Soldiner Kiez haben die Möglichkeit genutzt, sich am 21.1.2022 von 10 bis 19 Uhr in der Stephanuskirche impfen zu lassen. Die Aktion war eine Kooperation mit dem Gesundheitsamt Berlin Mitte. Vier Amtsärzt*innen hatten sich an dem Tag gefunden, gemeinsam mit den vier Impfenden und 12 Übersetzerinnen das niedrigschwellige Angebot durchzuführen. Für unser Netzwerk grandios: Gab es doch Sprachmittler*innen in Rumänisch, Bulgarisch, Arabisch, Türkisch, Spanisch, Italienisch, Französisch, Kurdisch, Serbo-Kroatisch, Romanes, Farsi, Dari, Russisch, Polnisch u.a. Unterstützt wurde unser ehrenamtlich-agierendes Team an dem Tag von unseren zauberhaften Praktikant*innen, Koch Christoph, der Nachbarschaftsetage Osloer Straße, Stadtteilkoordination, Menschen im Mittelpunkt e.V., Menschen helfen Menschen e.V., der mobilen Anlaufstelle für Wanderarbeiter*innen der Caritas Berlin Mitte. Außerdem gab es noch viele Helfer*innen aus dem Soldiner Kiez, die dazu beigetragen haben, dass der Tag so problemlos und reibungsfrei von statten ging. Im Vorfeld konnten wir mit Hilfe des Integrationsamt Berlin Mitte hervorragende Pressearbeit leisten. Christoph Keller von der Linken sprach im Inforadio von „einem Erfolg“. Der ZDF-Länderspiegel berichtete mit einer Reportage über unsere Aktion und betonte den Ansatz, dass es weniger eine Impflicht als viel mehr solcher mehrsprachlichen mobilen Aufklärungsteams geben sollte.
Auch uns vom Müll Museum Berlin e.V. ist vor Ort noch einmal bewusst geworden, wie viele Menschen noch immer offene Fragen bezüglich einer Impfung haben. Es ist nicht so, dass die meisten, die uns am 21.1. in der Stephanuskirche aufgesucht haben, ausdrücklich gegen eine Impfung sind.
Eher scheint der direkte Kontakt zu medizinischen Personal notwendig, das dieselbe Muttersprache spricht, um Fragen und Ängste abzubauen. Es bleibt noch immer der Respekt vor dem weißen Kittel, so einige Nachbar*innen. Andere waren heilfroh, ihre Kinder impfen zu lassen und im Vorfeld direkt mit einem Arzt, der sich Zeit nimmt, über Risiken und Fehlinformationen aufzuklären, ohne Zeitdruck zu reden. Tatsächlich gibt es im Soldiner Kiez wenige Kinderarztpraxen, die neue Patient*innen aufnehmen und ausreichend Zeit haben, eine Vertrauensbasis aufzubauen. Traurig, aber war: Viele ältere deutschsprachige Menschen gaben an, weder schreiben noch lesen zu können. Wir haben ihnen geholfen, die komplizierten Formulare auszufüllen. Dennoch bleibt die Frage, wieso das so sein muss. Andere Menschen, die allein leben, fühlten sich erst durch eine Aktion innerhalb ihres Kiezes überhaupt angesprochen, ihren eigenen Körper und Gesundheit zu schützen.
Mit Nachdruck arbeiten wir daran, ein zweites Impfangebot umzusetzen. Auch das relativ junge Team des Gesundheitsamtes rund um Christine Schade zeigte sich optimistisch. Einziges Problem: Die defekte Heizung in der Stephanuskirche ließ wirklich uns alle frieren.