BLOG

Denis Mukwege

645 Schüler*innen im Müll Museum Soldiner Kiez – ein Rückblick auf zwei Jahre Museumsgeschichte

03.11.2020

Es ist vollbracht: Binnen zwei Jahren haben wir mit unserem Müll Museum Soldiner Kiez einen Ort etabliert, an dem die lokale und globale Müllproblematik im Zentrum steht – und der Blick auf das soziale Miteinander geschult wird.

Wir staunten nicht schlecht, als am 15. März die Eröffnung des Berlinweiten ersten Müll Museums unter reger Beteiligung stattfand. Im Vorfeld waren zehn Künstler*innen beteiligt, die in engem Austausch mit uns entweder ihre bereits vorhandenen Kunstwerke anboten oder aber erst entstehen ließen. Immer von der Frage begleitet, was mit einer Gemeinschaft passiert, in der es sauber und schön ist. Auch die Generation, die für die Fridays for Future-Bewegung steht, war beteiligt: Jahrgangsstufen 11 und 12 des Oberstufenzentrums KIM Osloer Straße hatten uns mit ihren detaillierten Zeichnungen der Müllberge im Soldiner Kiez und grafischen Fachwissen in der Plakatgestaltung unterstützt. Am Tag der Eröffnung ließen dann um Punkt 5 vor 12 fünfundzwanzig Kinder des Kinderladens Villa Römer e.V. in das „Olchielied“ über die Prinzenallee schallen. Mit selbstgebastelten Hüten aus Eierkartons und Klorollen riefen sie aus, was schon alle immer dachten: „Fliegenschiss und Olchi-Furz, das Leben ist doch viel zu kurz!“ Abgelöst wurde die lautstarke Kindercrew von Müll and the Gang: mit Charme, Humor und ganz viel Rhythmus performten sie vor dem Penny Supermarkt, und stellten den Museumsleiterinnen die Urkunde aus: Ich gelobe, meinen Müll zu pflegen!

Flagge DR Congo
Darstellung des Kunstwerks Emilia

Seit diesem Tag im März ist so einiges passiert. Kurz und knapp kann man sagen: das Müll-Museum ein wie eine Bombe. Grundschulen kamen und verbrachten ihre Exkursionstage im Müll Museum. Bis zum heutigen Tag haben sich insgesamt 645 Schüler*innen und Lehrer*innen dem Kaleidoskop des Müll Museum Soldiner Kiez hingegeben. Aus diversen Berliner Kiezen wie Wedding, Prenzlauer Berg, Charlottenburg, Pankow, Rudow oder Spandau, aber auch aus Tokio/ Japan und  Charkow/ Ukraine kamen Interessierte und ließen sich von den Kunstwerken begeistern. Neben dem allgemeinen Konsens, dass Müll nicht auf den Boden, sondern in die Tonne gehört, poppten Themen rund um die Fleischindustrie, Atomkraftwerk, Energiewende, Lithium-Abbau in Südamerika oder
auch Müllberge in der DDR auf. Zeitgleich haben wir aber auch Mieter AGs gegründet und Hinterhöfe verschönert, die seit langem überfällig waren. In tiefen Gesprächen über soziales Miteinander und Rassismen, die anhand der Müll-Problematik Tag für Tag zum Leben vieler Weddinger gehören, ist die Müll Museums Gemeinschaft gewachsen. All diese Besucher*innen haben großartig dazu beigetragen, dass sich das Müll Museum Soldiner Kiez zu einer Sozialen Skulptur entwickelt hat.

Wir sind eine Welt. Die Zukunft gehört Euch. Fridays for future – auch im Müll Museum Soldiner Kiez.

ABOUT LENA REICH

Lena ist Journalistin und Gründungsmitglied des Müll Museums. Sie schreibt, initiert und setzt sich leidenschaftlich für die Bildung von Kindern und Jugendlichen – nicht nur im Kiez – ein.