INDIVIDUELLE KUNSTWERKE

„Doggybag“

Thomas Kilian

Berlin, 2019

ÜBER DAS KUNSTWERK

Es war vor rund 10 Jahren: Herr Schulze lässt seinen Rauhaardackel in eine Baumscheibe kacken. Ich kenne ihn als ehrenwerten Mann. Er ist Vertrauensperson in einer Genossenschaft im Kiez. Auf die Verschmutzung angesprochen, sagt er nur: „Der Hund ist doch so klein und macht kaum Dreck.“

Inzwischen wurde durch ein QM-Projekt erreicht, dass gelegentlich auch die Baumscheiben vom Kot gereinigt werden. Aber die entscheidende Änderung ist, dass die jungen Hundehalter*innen zumeist die Tütchenlösung angenommen haben. Sie haben sich schon am Beginn ihrer Hundehalterkarriere darauf eingestellt, dass sie den Kot selber aufsammeln müssen. Das gehört heute einfach zum Selbstbild eines/r verantwortungsvollen Hundehalter*in/s in Berlin. Deshalb tragen sie die Beutel mit sich und sind auch nicht weiter auf die Tütchenspender angewiesen, die zum Spielen mit den Plastikbeuteln verführten.

Die Tütchenlösung wurde in Berlin schon seit Jahrzehnten propagiert. Es brauchte aber erst eine neue Generation von Hundehalter*innen, bis sie angenommen wurde. Was Hans nicht gelernt hat, das hat Hänschen schnell akzeptiert. Dadurch ist auch unser Kiez fast ganz von den braunen Tretmienen befreit. 20, 30 Jahre Überzeugungsarbeit haben sich letztlich etwas bewirkt. Es zahlt sich eben doch aus, wenn Verwaltung und Zivilgesellschaft über Projektlaufzeiten hinaus geduldig an einem Thema dranbleiben.

 

KÜNSTLER*INNEN UND WERKE